In ihrer Projektarbeit besuchen Claudia und Caro vom Umweltzentrum Hollen normalerweise Schulen, wo die Ökotrophologinnen restefreie Kochkurse und Workshops für Schüler:innen durchführen. Corona gab den Impuls, das Thema Lebensmittelwertschätzung in die Wohnzimmer zu bringen. Mit ihrem Podcast „Wirf mich nicht weg!“ nahmen die beiden auch an der bundesweiten Aktionswoche Deutschland rettet Lebensmittel! teil. Im Interview mit Zu gut für die Tonne! erzählen sie von den ersten Schritten als Podcasterinnen, ihren persönlichen Erfahrungen mit der Aktionswoche und möglichen Zukunftsplänen.
Die Themen Ihres Podcasts „Wirf mich nicht weg!“ sind Lebensmittelverschwendung und Lebensmittelwertschätzung. Wie kamen Sie zu der Idee, sich über dieses Format mit diesen Themen auseinanderzusetzen?
Normalerweise besuchen wir mit unserem Projekt Grundschulen und klären dort eigentlich eher jüngere Kinder zum Thema Lebensmittelwertschätzung auf. Als wir die Schulen dann bedingt durch Corona erstmal nicht mehr besuchen konnten, haben wir uns überlegt, was wir stattdessen machen können. So kam die Idee zu diesem Podcast. Mit dem Medium Podcast ist einfach eine ganz andere Reichweite möglich und wir können auch und gezielt junge Erwachsene besser damit ansprechen.
Folgt jede Ihrer Podcast-Folgen einem bestimmten Muster? Wie sind die Folgen aufgebaut?
Wir haben uns bereits ganz zu Anfang des Projekts Oberthemen für eine gewisse Anzahl von Folgen überlegt. Vor Aufzeichnung einer jeden Folge lesen wir uns dann auch nochmal intensiver ein und recherchieren je nach Thema mal etwas mehr und mal etwas weniger. Wir schreiben normalerweise auch ein kleines Konzept, um einen roten Faden für die Aufzeichnung zur Hand zu haben. Dann haben wir auch noch das „Rezept der Woche“ als feste Kategorie, für das wir uns immer einen Rezeptvorschlag überlegen, der zur Folge passt. Das Rezept präsentieren wir dann nachträglich auch nochmal bei Instagram und auf unserer Internetseite.
Gibt es spezifische Bereiche, die Sie beim Thema Lebensmittelwertschätzung besonders interessieren? In Folge vier Ihres Podcasts geht es zum Beispiel um Ressourcen- und Klimafolgen von Lebensmittelverschwendung – ein Thema das auch der Zu gut für die Tonne! – Bundespreis 2021 in den Fokus rückt …
Der Klimaaspekt ist für uns beide sehr wichtig. Wir wollen Bewusstsein dafür schaffen, dass es eben nicht nur das Stück Fleisch ist, das weggeworfen wird. Es steckt Wasser darin, teilweise sehr weite Transportwege und die damit einhergehende Klimabelastung durch den CO2-Ausstoß. Wenn man sich nachhaltig verhalten will, sollte man diese Aspekte alle mit im Blick haben. Die Folgen der Lebensmittelverschwendung gehören da aus unserer Sicht ganz besonders in den Fokus. Hinzu kommt, dass es ja auch immer noch sehr viele Menschen gibt, die an Hunger leiden. Lebensmittel in die Tonne werfen ist daher auch ein ethisches Problem.
Sie haben sich auch an der bundesweiten Aktionswoche #deutschlandrettetlebensmittel beteiligt. Wie kam es dazu und welche Erfahrungen nehmen Sie mit?
Wir haben schon länger den Kontakt zu Zu gut Für die Tonne!, waren in einem Jahr für den Bundespreis nominiert und haben ihn in einem anderen mit unserem Schulprojekt gewinnen können. Hier in Niedersachsen gibt es das Zentrum für Ernährung und Hauswirtschaft, mit dem wir auch in engem Kontakt stehen. Durch die dortigen Kolleg:innen sind wir auf die Idee gekommen, dass wir uns auch bei der Aktionswoche beteiligen könnten – auch wegen der größeren Reichweite für uns und unsere Arbeit.
Es ist wirklich beeindruckend gewesen, dass das Thema Lebensmittelverschwendung in dieser Woche so viel Aufmerksamkeit erfahren hat. Besonders in den sozialen Medien haben wir sehr viel Zuspruch für die eigenen Tätigkeiten erfahren. Wirklich viele haben sich an der Aktionswoche beteiligt und man konnte sehen, dass so viele Akteure sich mit vielen unterschiedlichen Aktionen und Ansätzen gegen die Verschwendung unserer Lebensmittel einsetzen. Auch untereinander gab es da neue Vernetzungen.
Unsere #Altbrotchallenge ist sehr gut gelaufen, es waren wieder Schulbesuche möglich und auch unser Podcast wird mehr und mehr geklickt. Zusammenfassend kann man sagen, dass wir sehr zufrieden sind.
Was sind die nächsten Schritte und Ziele für Ihr Projekt?
Im Projekt selbst wollen wir wieder an die Schulen zurück, weil das ja immer noch unser Hauptauftrag ist. Beim Podcast haben wir noch ganz viele Ideen.
Ein nächster Schritt könnten zum Beispiel Gäste sein. Eventuell wollen wir demnächst auch regelmäßig Initiativen vorstellen, die sich ebenfalls mit dem Thema Lebensmittelverschwendung beschäftigen. Generell tun sich ja wirklich fast in jeder Podcast-Folge neue Themen auf, die wir behandeln wollen.
Sie sprachen anfangs schon von Ihrer regelmäßigen Podcast-Rubrik „Rezept der Woche“. Haben Sie zum Abschluss noch ein Rezept für unsere Leser:innen mitgebracht, mit dem sich im Alltag gut Reste verwerten lassen?
Wer noch ein altes Brötchen vom Wochenende übrig hat, kann das zum Beispiel gut in kleine Stücke schneiden, ein bisschen kochendes Wasser darauf gießen und es für einen Moment aufweichen lassen. Dann nimmt man sich rund 150 Gramm gemischtes Gemüse, zum Beispiel Brokkoli, Rote Beete, eine Möhre oder was auch immer man sonst noch so herumliegen hat und raspelt es dazu. Dann kommen noch Salz, Pfeffer und drei bis vier Esslöffel Haferflocken. Daraus lassen sich dann ganz einfach Bratlinge machen und in einer Pfanne von beiden Seiten knusprig braten. Das geht super schnell – höchstens zehn Minuten. Und am Ende hat man sich aus mehreren Zutaten, die man sonst nicht mehr verwenden würde, ein leckeres Gericht gezaubert.