Die Messung von Lebensmittelabfällen erfüllt eine wichtige Rolle. Nur wenn bekannt ist, wo und weshalb Lebensmittel weggeworfen werden, können zielgerichtete Maßnahmen zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung ergriffen werden. Im Folgenden finden Sie einen Überblick über die aktuellsten Zahlen in Deutschland.
Lebensmittelabfälle nach Sektoren
Im Jahr 2022 wurden in Deutschland rund 10,8 Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle entsorgt. Dazu zählen neben übrig gebliebenen Speiseresten oder nicht verkauften Lebensmitteln z. B. auch nicht essbare Bestandteile wie Nuss- und Obstschalen, Strünke oder Kaffeesatz. Hinzu kommen weitere Lebensmittelverluste entlang der Produktions- und Lebensmittelkette. Die Lebensmittelabfälle verteilen sich wie folgt:
Sektor | Millionen Tonnen | Prozent |
Private Haushalte | 6,3 Mio. t | 58 % |
Außer-Haus-Verpflegung | 2 Mio. t | 18 % |
Verarbeitung | 1,6 Mio. t | 15 % |
Handel | 0,8 Mio. t | 7 % |
Primärproduktion* | 0,2 Mio. t | 2 % |
*Überschüssige und verdorbene Lebensmittel werden in der Landwirtschaft häufig betriebsintern verwertet. Dadurch sind sie in den o. g. entsorgungsseitig erhobenen Zahlen nicht berücksichtigt.
Es wird deutlich: Lebensmittelabfälle entstehen entlang der gesamten Lebensmittelversorgungskette – von der Primärproduktion bis hin zu den privaten Haushalten.
Wie wurden die Zahlen erfasst?
Die zur Datenerhebung entwickelte Methodik baut auf Vorgaben der EU-Kommission auf. Die Erfassung setzt über alle Sektoren hinweg auf der Entsorgungsseite an und basiert auf den jährlich erhobenen Abfallstatistiken. Durch ergänzende Sortieranalysen sowie weitere Erkenntnisquellen wurde der Anteil der Lebensmittelabfälle an den Gesamtabfällen ermittelt und die Menge der in den privaten Haushalten kompostierten Lebensmittelabfälle berücksichtigt. Nicht erfasst sind dagegen z. B. Verluste vor und während der Ernte bzw. Schlachtung, da sie rechtlich nicht als Lebensmittel definiert sind.
Antworten auf häufig gestellte Fragen rund um die EU-Berichterstattung finden Sie hier.
Lebensmittelabfälle in Privathaushalten im Fokus
Allein 58 % der in Deutschland anfallenden Lebensmittelabfälle entstehen in privaten Haushalten. Das sind 76 Kilogramm pro Kopf und Jahr. Das BMEL hat deswegen in den Jahren 2016/2017 eine Studie bei der GfK in Auftrag gegeben, die diese Abfälle vertieft untersucht: Über 6.000 Haushalte haben zwei Wochen ein Tagebuch darüber geführt, welche Lebensmittel in welchen Mengen weggeworfen wurden. 2020 wurde die Studie in gleicher Form wiederholt.
Die Studie erfasst das Wegwerfverhalten und die Wegwerfgründe und liefert sehr gute Ergebnisse hinsichtlich Art und Zusammensetzung der Lebensmittelabfälle in Privathaushalten. Hierbei machen weggeworfenes Obst und Gemüse über ein Drittel der Abfälle aus, am zweithäufigsten landen zubereitete Speisen im Müll, gefolgt von Brot und Backwaren. Die Ergebnisse zeigen, wo Reduzierungsmaßnahmen ansetzen müssen und welche die wichtigsten Zielgruppen sind.
Eine Zusammenfassung der Ergebnisse aus 2020 finden Sie hier.
Messungen der Sektoren
Eine ergänzende Rolle nehmen spezifische Messungen in den einzelnen Sektoren ein. Sie spielen eine wichtige Rolle, etwa um die Wirkung von Maßnahmen zu bewerten, die Art der Abfälle genauer zu erfassen und auch andere Stoffströme, die nicht der menschlichen Ernährung zu Gute kommen, vertieft zu betrachten.
In den Modell- und Demonstrationsbetrieben der sektorspezifischen Dialogforen wurden Lebensmittelabfälle gemessen und konkrete Maßnahmen zur Reduzierung getestet.
Im Dialogforum Außer-Haus-Verpflegung konnten in den Modellbetrieben mit einfachen Maßnahmen bereits 25 Prozent der Lebensmittelabfälle reduziert werden. Ein wichtiges Ergebnis: Wer die Abfälle misst, macht sich die Entstehung und die Ursachen bewusst, erkennt die ökonomische Dimension und beginnt, Abfälle zu reduzieren.
Auch die unterzeichnenden Unternehmen des Pakts gegen Lebensmittelverschwendung haben sich dazu bekannt, Daten zu Lebensmittelabfällen in ihren Unternehmen zu erfassen. Diese Daten werden durch das Thünen-Institut ausgewertet.
Weitere Messungen und Studien
Im Folgenden finden Sie Informationen zu weiteren Messungen und Studien zu Lebensmittelabfällen in Deutschland. Ein direkter Vergleich zu den oben genannten Zahlen aus der EU-Berichterstattung ist aufgrund abweichender methodischer Ansätze nicht sachgerecht.
- Projekt ELoFoS in der AHV
- Lebensmittelabfälle in Privathaushalten, GfK 2020 (Zusammenfassung)
- Lebensmittelabfälle in Privathaushalten, GfK 2020 (Schlussbericht)
- Baseline 2015: Lebensmittelabfälle in Deutschland, Thünen Institut 2019 (Langfassung, barrierefrei)
- Baseline 2015: Lebensmittelabfälle in Deutschland, Thünen Institut 2019 (Kurzfassung, barrierefrei)
- Baseline 2015: Food waste in Germany (English version)
- Projekt REFOWAS
- Lebensmittelabfälle in Privathaushalten, GfK 2017 (Gesamtbericht, nicht barrierefrei)
- Kurzstudie zur Menge von Lebensmittelabfälle, Universität Stuttgart 2012 (Kurzfassung, nicht barrierefrei)