Citizen Science Projekt liefert wichtige Erkenntnisse zur Reduzierung von Lebensmittelabfällen in privaten Haushalten
Ca. 78 kg Lebensmittelabfälle pro Kopf landen jährlich in den privaten Haushalten in Deutschland in der Tonne (Quelle: Statistisches Bundesamt, 2022). Einiges davon ist unvermeidbar wie Knochen, Schalen und verdorbene Lebensmittel oder Essensreste. Andere Lebensmittelabfälle dagegen sind vermeidbar – zum Beispiel durch richtige Lagerung oder rechtzeitigen Verzehr. Aber was hilft privaten Haushalten tatsächlich, um Lebensmittelabfälle zu reduzieren? Dieser und weiteren Fragen ist das Citizen Science Projekt Deutschland rettet Lebensmittel! auf den Grund gegangen.
Bürgerinnen und Bürger als Forscher beteiligt
Bürgerinnen und Bürger wurden dabei selbst zu Forschenden: Insgesamt meldeten sich 1.907 Personen zum Forschungsprojekt an, das von Anfang Mai bis Ende Oktober 2022 lief. 182 davon beteiligten sich an allen drei Projektphasen. Sie dokumentierten mehrmals ihre Lebensmittelabfälle und probierten angebotene Maßnahmen und Hilfsmittel zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung aus.
In der ersten Phase beantworteten die Teilnehmenden einen Fragebogen und erfassten mittels digitalem Küchentagebuch mindestens drei Tage lang ihre Lebensmittelabfälle. In der zweiten Phase wählten sie während der Aktionswoche Deutschland rettet Lebensmittel! zwischen zehn Informationsangeboten und Aktionen zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung aus. Darunter waren u. a. Online-Veranstaltungen, Workshops, ein Filmabend, die Broschüre „10 Goldene Regeln gegen Lebensmittelverschwendung“, Alltagstipps auf Instagram sowie eine Zu gut für die Tonne!-Box mit Portionierungs- und Planungstools für Einkauf und Küche. In der dritten und letzten Phase füllten die Teilnehmenden erneut den Fragebogen und das Küchentagebuch aus. Dadurch lieferten sie den beteiligten Wissenschaftler:innen wichtige Daten zur Wirksamkeit vorhandener Maßnahmen zur Reduzierung von Lebensmittelabfällen.
Besonders wirksam: konkrete Tipps und alltagstaugliche Hilfsmittel
Die Ergebnisse des Projekts zeigten positive Auswirkungen: Im Vorher-Nachher-Vergleich reduzierten die Teilnehmenden ihre gesamte Lebensmittelabfallmenge im Durchschnitt um 19 Prozent. Das entspricht hochgerechnet rund 9 Kilogramm pro Person und Jahr. Das zeigt, dass das Messen der eigenen Abfälle und das aktive Auseinandersetzen mit dem Thema Lebensmittelverschwendung dazu führt, dass weniger Lebensmittel weggeworfen werden. Darüber hinaus verändern sich Einstellungen und verbessern sich Kompetenzen. Dabei kommt es auch auf geeignete Informationsangebote und Aktionen an. Von den insgesamt zehn zum Test angebotenen Maßnahmen erwiesen sich vier bei den Teilnehmenden als besonders wirksam und trugen zu einer deutlichen Reduzierung der Lebensmittelabfälle im Haushalt bei:
- Die Zu gut für die Tonne!-Box, die mit verschiedenen Hilfsmitteln für den Alltag bestückt war (z. B. Gemüsenetz und Spaghettiportionierer) führte zu einer Reduzierung um 29 Prozent.
- Die Teilnahme am Filmabend zum Film „Taste the Waste“ trug zu einer Reduzierung der Lebensmittelabfälle um 26 Prozent in den beteiligten Haushalten bei.
- Die Nutzung der Broschüre „10 goldene Regeln gegen Lebensmittelverschwendung“- von Zu gut für die Tonne! mit hilfreichen Tipps rund um Einkauf, Lagerung und Zubereitung führte zu einer Reduzierung um 25 Prozent.
- Proband:innen, die sich für die Alltagstipps auf Instagram entschieden, reduzierten ihre Lebensmittelabfälle im Haushalt um 20 Prozent.
Die Ergebnisse des Citizen Science Projekts werden bei der Weiterentwicklung von Zu gut für die Tonne! genutzt. Sie fließen auch in die Arbeit des im Oktober 2023 gestarteten und vom BMEL geförderten Dialogforums Private Haushalte 2.0 ein.
Um mehr über das Forschungsprojekt zu erfahren, schauen Sie sich die Präsentation mit den detaillierten Ergebnissen oder das folgende Video an:
Das Citizen Science Projekt fand im Rahmen der Aktionswoche Deutschland rettet Lebensmittel! statt. Hier geht es zur Aktionswoche.