Gemeinsame Lösungen gegen Lebensmittelverschwendung: Zum 1. Nationalen Dialogforum am 06. November 2019 kamen Vertreter:innen aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft in Berlin zusammen. Das gemeinsame Ziel: Die Lebensmittelverschwendung in Deutschland bis 2030 auf Einzelhandels- und Verbraucherebene halbieren und entlang der Produktions- und Lieferkette zu reduzieren.
Das 1. Nationale Dialogforum: Teilnehmende und Ziel
Rund 100 Multiplikator:innen aus Verbänden, Unternehmen, wissenschaftlichen Institutionen und der Zivilgesellschaft trafen auf Einladung von der ehemaligen Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner zusammen. Ihr gemeinsames Ziel: Die Lebensmittelverschwendung auf Handels – und Verbraucherebene um 50 Prozent zu senken und entlang der Produktions- und Lieferkette zu reduzieren. Das Nationale Dialogforum bildet den Kern übergeordneten Rahmen der Nationalen Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung.
Kräfte bündeln und Synergien nutzen
Welche Maßnahmen zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung wurden bereits ergriffen? Wo stecken die größten Potenziale und wo besteht deshalb Handlungsbedarf? Im Rahmen der Veranstaltung tauschten sich die Teilnehmer:innen zu Herausforderungen und Lösungen in den fünf Sektoren der Lebensmittelversorgungskette Primärproduktion, Verarbeitung, Groß- und Einzelhandel, Außer-Haus-Verpflegung und Private Haushalte aus. Vertreter:innen der sektorbezogenen Dialogforen, welche ein wichtiger Teil der Nationalen Strategie für die einzelnen Branchen sind, teilten ihre Erfahrungen und berichteten von Erfolgen und Hürden bei der Reduzierung von Lebensmittelabfällen in ihren jeweiligen Arbeitsbereichen.
Dialogforum Groß- und Einzelhandel freut sich über Förderbescheid
Als einen Höhepunkt der Veranstaltung überreichte die ehemalige Bundesministerin Julia Klöckner den Förderbescheid in Höhe von knapp 700.000 Euro an Vertreter:innen des neu gegründeten Dialogforums Groß- und Einzelhandel. Stellvertretend nahmen Nora Brüggemann und Patrick Eisenhauer vom Collaborating Centre on Sustainable Consumption and Production sowie Dr. Thomas Schmidt vom Thünen-Institut den Bescheid entgegen. Insgesamt sind sechs interaktive persönliche Treffen vorgesehen, in denen konkrete Maßnahmen für Aktivitäten der Unternehmen erarbeitet werden. Dabei sollen Handlungsfelder priorisiert und Demonstrationsprojekte abgestimmt werden. Ziel des Projekts ist die Erarbeitung einer auf den Sektor Handel bezogenen Vereinbarung sowie die Unterstützung der Datenerhebung über Lebensmittelabfälle im Handel. Mit dem Dialogforum wird ein wichtiger Sektor adressiert, in dem die Lebensmittelabfälle bis 2030 halbiert werden sollen.
Baseline und Best Practice-Projekte
Wie wichtig das Engagement aller Sektoren ist, belegten auch aktuelle Zahlen zur Verschwendung von Lebensmitteln, die Dr. Thomas Schmidt vom Thünen-Institut und Dr. Gerald Hafner von der Universität Stuttgart präsentierten. Jährlich fallen in Deutschland entlang der gesamten Lebensmittelversorgungskette rund 12 Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle an.
Deutlich wurde: Für eine effektive Reduzierung der Lebensmittelverschwendung müssen alle Sektoren entlang der gesamten Lebensmittelversorgungskette in den Blick genommen werden. Gezielte Wissensvermittlung über die Herstellung und den Wert der Lebensmittel erzeugt bei den Verbraucher:innen mehr Bewusstsein und Achtsamkeit. Alle Akteur:innen können etwas beitragen, um die Lebensmittelabfälle zu reduzieren, die Strategie gibt den Rahmen für diesen partizipativen Dialogprozess. Auch digitale Lösungen können helfen. Aktuell fördert das BMELdas Projekt „Tafel macht Zukunft – gemeinsam digital“ mit 1,5 Millionen Euro. Eine online-Plattform, die digitale eco-Plattform, soll die Schnittstelle zwischen lebensmittelspendenden Unternehmen und den Tafeln einfacher machen. Damit wollen die Tafeln und ihre Projektpartner:innen die Weitergabe von Lebensmitteln an Bedürftige noch effizienter gestalten und bis zu 40 Prozent mehr genießbare Lebensmittel retten. Wie schließlich eine effektive Zusammenarbeit der Sektoren aussehen kann, wurde im Rahmen einer Podiumsdiskussion genauer definiert.
Am Nachmittag präsentierten sechs ausgewählte Best Practice-Projekte – Ackerdemia, TooGoodToGo, Knärzje, Wirf mich nicht weg!, Kaufnekuh.de, und DingsDums Dumpling – ihre innovativen Lösungsansätze. Eine Best Practice Gallery und ein Get together bei Snacks und Getränken rundeten die Veranstaltung ab und gaben den Teilnehmer:innen die Gelegenheit zum Netzwerken.