Die Aktion „Gelbes Band“ hat das Ziel, dass mehr Obstbäume in Deutschland vollständig abgeerntet werden. Ein Gelbes Band am Obstbaum signalisiert: Hier darf kostenlos und ohne Rücksprache geerntet werden. Verbraucher:innen können so für den Eigenbedarf kostenlos Obst in ihrer Umgebung ernten und verwenden. Dadurch werden die wertvollen Früchte doch noch verwertet.
So funktioniert’s
Wer Obstbäume oder -sträucher besitzt, aber während der Obstsaison die vielen Früchte nicht abernten kann, markiert die Bäume und Sträucher mit einem gelben Band. Dieses signalisiert: Hier dürfen die Früchte ohne Rücksprache und für den eigenen Bedarf gepflückt und bereits von diesem Baum gefallenes Obst kostenlos aufgelesen werden – unter Einhaltung der unten aufgeführten Verhaltensregeln. So sorgt die Aktion dafür, dass in Deutschland mehr Obstbäume abgeerntet und das Obst verwertet wird.
Benötigte Materialien
- Gelbe Bänder: Achten Sie auf die Natur und verwenden gelbe Bänder, die verwittern oder hängen die gelben Bänder zum Ende der Aktion wieder ab. Bewährt haben sich Gelbe Bänder aus Zellstoff, die beispielsweise im Forstfachhandel auch online erworben werden können. Der Vorteil ist, dass diese Bänder nach einiger Zeit zerrotten und kein Müll in der Natur zurückbleibt. Empfehlenswert ist es, die Bänder auf eine Länge von 1,5 Metern zuzuschneiden.
- Aufmerksamkeit: Weisen Sie über die Ihnen zur Verfügung stehenden Kommunikationswege auf die Aktion hin, beispielsweise Webseite, Soziale Medien, Infoflyer oder Pressearbeit. Hilfreich ist auch eine Standortkarte, in der die genauen Standorte der Bäume zu erkennen sind. Sie können Ihre Bäume auch über unsere Aktionswoche Deutschland rettet Lebensmittel! als Aktion anmelden und somit die Standorte Ihrer Bäume auf unserer Deutschlandkarte eintragen. Diese Möglichkeit besteht jährlich ab dem Frühjahr. Ein Anmeldeformular und die Deutschlandkarte finden Sie dann an dieser Stelle.
- Optional: Eine Infotafel an den Bäumen oder Streuobstwiesen kann Vorbeikommende auf die Aktion aufmerksam machen und hilfreiche Hinweise geben. Gerne können Sie unsere Version der Infotafel nutzen. Bitte achten Sie darauf, dass diese nicht am Ende der Aktion als Müll in der Natur zurückbleibt.
Ein paar Tipps
- Jede:r kann eigeständig mitmachen: Die Aktion wird nicht zentral organisiert und Sie brauchen niemanden um Erlaubnis fragen, sich an der Aktion zu beteiligen und müssen Ihre Teilnahme auch nirgendwo anmelden.
- Markieren Sie nur Bäume, die sich in Ihrem Besitz befinden und die Sie für andere zur Ernte freigeben möchten.
- Achten Sie bei der Durchführung darauf, die Natur zu schützen. Das bedeutet auch, dass kein Müll in der Natur zurückbleibt.
- Beachten Sie die rechtlichen Hinweise, die Sie weiter unten finden.
- Synergien: Eventuell findet die Aktion bereits in Ihrem Bundesland oder Ihrer Kommune statt. Informieren Sie sich hierüber und nutzen so Synergien. Durch gemeinsame Materialien und Kommunikation können Sie die Sichtbarkeit der Aktion erhöhen.
Rechtliche Hinweise
Als Verfügungsberechtigte obliegen Ihnen Verkehrssicherungspflichten. Das bedeutet, Sie müssen Gefahrenquellen ausschließen, die durch Astbruch, Stolperfallen o.ä. entstehen könnten, um Schäden anderer zu verhindern. Ihre Haftung können Sie nicht durch einen Hinweis wie „Ernten auf eigene Gefahr“ o.ä. ausschließen. Bevor Sie ein gelbes Band anbringen, sollten Sie daher mit Ihrer Haftpflichtversicherung abklären, ob ein ausreichender Versicherungsschutz besteht. Die Teilnahme an der Aktion erfolgt auf eigene Verantwortung der Obstbaumbesitzerinnen und -besitzer. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft übernimmt keinerlei Haftung.
Verhaltensregeln beim Ernten
Folgende Verhaltensregeln sollten beim Ernten beachtet werden:
- Ernten Sie ausschließlich von Bäumen und Sträuchern, die ein gelbes Band tragen. Denn nur deren Früchte wurden von den Besitzer:innen für die Ernte freigegeben.
- Seien Sie achtsam gegenüber der Natur und respektieren das Eigentum anderer. Gehen Sie behutsam mit den Obstbäumen um.
- Ernten Sie nur, was – ohne Benutzung von Leitern o.ä. – in Reichweite hängt oder lesen Sie die Früchte vom Boden auf.
- Achten Sie beim Betreten der Obstwiese auf Bodenunebenheiten, herumliegende Äste oder andere mögliche Gefahrenstellen.
- Ernten Sie nur so viel, wie Sie tatsächlich verbrauchen können.
- Prüfen Sie, ob das Obst noch gut ist. Lassen Sie sich von einer braunen Stelle nicht abschrecken. Diese können Sie einfach ausschneiden. Waschen Sie die Früchte vor dem Verzehr gründlich ab.
Ziele der Ernteaktion
Jährlich landen in Deutschland entlang der gesamten Lebensmittelversorgungskette circa elf Millionen Tonnen Lebensmittel in der Tonne – ein Großteil davon macht Obst und Gemüse aus. Um die Lebensmittelverschwendung zu reduzieren, müssen alle aktiv werden. Die Ernteaktion verbindet die Obstbaumbesitzer:innen mit Verbraucher:innen und lenkt den Blick auf regionales und saisonal verfügbares Obst. Durch das eigene Abernten und Auflesen des Obstes bekommen die Verbraucher:innen einen direkten Bezug zu diesen Lebensmitteln und werden für einen bewussteren, wertschätzenden Umgang mit Lebensmitteln sensibilisiert.
Das langfristige Ziel der Vereinten Nationen, dem sich auch Deutschland verpflichtet hat, ist es, die Lebensmittelverschwendung bis 2030 auf Einzelhandels- und Verbraucherebene zu halbieren und entlang der restlichen Lebensmittelversorgungskette zu reduzieren.
Hintergrund
Mit dem Ernteprojekt „Gelbes Band“ gewann der Landkreis Esslingen 2020 den Zu gut für die Tonne! – Bundespreis in der Kategorie Landwirtschaft & Produktion und inspirierte viele weitere Gemeinden in ganz Deutschland, sich der Aktion anzuschließen.
So führte beispielsweise das Zentrum für Ernährung und Hauswirtschaft Niedersachsen (ZEHN) die „Gelbe Band“ Aktion bereits 2020 erfolgreich in Niedersachsen durch: 1.800 gelbe Bänder luden hier im ganzen Bundesland zur Ernte ein. Auch im Saarland wurde die Aktion aufgegriffen und wird, wie auch in Niedersachsen, weiter fortgeführt.
Im Rahmen der Aktionswoche Deutschland rettet Lebensmittel! 2021 machten das BMEL mit Zu gut für die Tonne! und die Ministerien der Länder in diesem Sommer bundesweit auf die Ernteaktion „Gelbes Band“ aufmerksam. Die Aktion wird seitdem in zahlreichen Bundesländern oder einzelnen Kommunen eigenständig fortgeführt.