Dialogforum Primärproduktion
Hier finden Sie die Veranstaltungen des Dialogforums Primärproduktion.
Veranstaltung des Dialogforums Primärproduktion am 21. September 2022
Im September 2022 fanden mit insgesamt 168 Teilnehmenden die letzten beiden öffentlichen Veranstaltungen der Dialogforen Primärproduktion und Verarbeitung statt. Vorgestellt wurden die Ergebnisse einer Branchenbefragung mit 460 Teilnehmenden aus Landwirtschaft und Fischerei zu den Ursachen für Lebensmittelabfälle und -verluste in der Primärproduktion und zur Analyse von Reduzierungs- und Optimierungspotenzialen. Diskutiert wurde auch, wie Primärproduktion und Handel mittels regionaler Direktvermarktung zusammenarbeiten können und wie optisch nicht perfektes Obst und Gemüse noch in den Verkauf gebracht werden kann. Mehr erfahren Sie hier.
Stand: 06.01.2023
Dritter Durchlauf der Runden Tische des Dialogforums Primärproduktion im Rahmen der Nationalen Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung
Als Teil der Nationalen Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung fand im Rahmen des Dialogforums Primärproduktion der dritte Durchlauf der Runden Tische für die Produktgruppen Getreide, Gemüse, Obst und Tierische Lebensmittel statt. Ziel der Online-Veranstaltungen war es, über den Status quo zu informieren:
- An welchem Punkt stehen wir mit unseren Maßnahmen und der Verbesserung der Datenlage?
- Gibt es schon erfolgversprechende Ansatzpunkte?
- Was sagen die Praktiker:innen?
und mit Interessierten in den Informations- und Erfahrungsaustausch zu treten. Gemeinsam mit Unternehmen werden aktuell Maßnahmen zur Reduzierung von Lebensmittelabfällen am Anfang der Lebensmittelversorgungskette identifiziert, in Demonstrationsbetrieben getestet und bewertet. Das Dialogforum Primärproduktion wird von der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) koordiniert und in Zusammenarbeit mit dem Thünen-Institut (TI) als Partner umgesetzt.
Stand: 24.11.2022
Dritter Durchlauf der Runden Tische
- Runder Tisch Gemüse am 12. Mai 2022
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Die Demonstrationsbetriebe im Bereich Obst und Gemüse führen aktuell beispielhafte Maßnahmen zur Reduzierung von Lebensmittelverlusten durch. Hierzu zählen die Vermarktung von B-Ware, die Veredelung von B-Ware zu Futtermittel über Insektenzucht sowie eine Lockerung der Qualitätsstandards des Handels. Das Thünen-Institut (TI) nimmt Nachhaltigkeitsbewertungen aller Reduzierungsmaßnahmen vor, die bis zum Herbst 2022 abgeschlossen sein sollen.
Eine vom TI durchgeführte Umfrage zu Lebensmittelabfällen und -verlusten in der Primärproduktion mit 460 Teilnehmenden verspricht ebenso interessante Ergebnisse mit einem hohen Mehrwert für die Praxis wie vom Dialogforum Primärproduktion betreute wissenschaftliche Arbeiten dazu: Bei einer Bachelorthesis stehen ausgewählte Gemüsekulturen der landwirtschaftlichen Primärproduktion in Deutschland im Fokus (HS Weihenstephan-Triesdorf). In einer an-deren Bachelorthesis werden die Ursachen für Lebensmittelabfälle und -verluste und Maßnahmen dagegen in Supply Chains von Blatt- und „Ready to Eat“-Salaten erforscht (HS Geisenheim). In einer dritten Arbeit wird ein Konzept zur Erstellung einer Informationsplattform über Reduzierungsmaßnahmen für Akteure aus der Obst- und Gemüseproduktion und -verarbeitung entwickelt (HS Geisenheim).
Um Lebensmittelverschwendung zu reduzieren, stellt das Dialogforum Primärproduktion Landwirt: innen eine Liste mit Start-Ups zur Verfügung, die Lebensmittel abnehmen und überschüssige bzw. schwer verkaufsfähige Produkte sinnvoll verwerten. Über die Liste können sich Landwirt:innen mit Start-Ups in ihrer Region vernetzen, um insbesondere schnell verderbliche Lebensmittel auf kurzem Wege zu retten.
Einen praktischen Einblick aus Sicht eines Demonstrationsbetriebs gab Dr. Marion Schweckhorst von der Erzeugergenossenschaft Landgard Obst & Gemüse. Das Unternehmen sieht sich mit der Nachfrage nach hochwertigen Produkten konfrontiert, die aufgrund äußerer Einflüsse nicht immer gewährleistet werden kann. Ziel ist es, mehr Aufmerksamkeit zu erreichen, um zu mehr Nachhaltigkeit entlang der Wertschöpfungskette zu kommen; auch indem Obst und Gemüse mit Schönheitsfehlern konsumiert wird. „Es muss vieles optimiert werden, um den Qualitätsanforderungen zu genügen. Deshalb geht es neben ökologischen, ökonomischen auch um wertschätzende Aspekte der Arbeit der Erzeuger:innen im Gartenbau und deren Anerkennung. Der Verbraucher ist langfristig zu sensibilisieren und dies mehr denn je, da die Ressourcen knapp werden“, so die Referentin. Mit dem Label „IssSo“ wird beispielsweise Obst und Gemüse vermarktet, das durch Umweltfaktoren wie Hagelschäden beeinträchtigt wurde. Im Demonstrationsbetrieb wird untersucht, welche positiven Umweltauswirkungen es hätte, wenn Gemüse, welches die Qualitätsstandards nicht erfüllt, vermarktet und nicht untergepflügt würde.
Prof. Dr. Franz Wiesler, ehem. LUFA Speyer, informierte über „Nachhaltige Mineralstoff- und Humushaushalte in der Pflanzenproduktion“. Dabei ordnete er die Bedeutung der Reduzierung der Lebensmittelverschwendung im Kontext der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie und dem europäischen und globalen Rahmen ein. Er stellte die Relevanz eines integrierten Stickstoff (N)-Managements zur Verbesserung der N-Effizienz hinsichtlich der Aufrechterhaltung hoher Erträge und Qualitäten bei einer intensiven Gemüseproduktion vor. Dabei betonte er die Herausforderung einer ausreichenden Humusreproduktion im Gemüsebau aufgrund humuszehrender Fruchtarten bzw. einer geringen Humusreproduktionsleistung von Ernterückständen. Neben hohen Ansprüchen an die Qualität organischer Dünger ist seinen Worten zufolge auch die Gestaltung der Fruchtfolge sehr wichtig, die gezielt zur Entwicklung eines integrierten N- und Humusmanagements eingesetzt werden kann. Er wies auch darauf hin, dass der Einfluss des Unterpflügens auf die N-Bilanz berücksichtigt werden müsse.
Beendet wurde die Veranstaltung mit einer Diskussionsrunde zur Fragestellung, wo das Thema Lebensmittelverschwendung in 5-10 Jahren steht. Einigkeit herrschte darüber, dass sich derzeit viel tut und eine erfolgreiche Bekämpfung der Lebensmittelverschwendung – neben Ansatzpunkten in der Primärproduktion, eine höhere Wertschätzung von Lebensmitteln bei den Verbraucher:innen voraussetzt. Verschiedene Maßnahmen können dazu beitragen, wie etwa eine verstärkte Kommunikation der Produzent:innen zur Verbraucheraufklärung, sowie Ernährungsbildung in Schulen, mehr Transparenz in der Produktion und eine intensivere Zusammenarbeit an den Schnittstellen. - Runder Tisch Getreide am 18. Mai 2022
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Bei den Demonstrationsbetrieben im Getreidebereich steht vor allem die Lagerhaltung im Fokus. Welche Verluste fallen hier an und welche Reduktionsmaßnahmen werden bereits wie umgesetzt? Auch Substanzverluste während der Lagerung von Weizen bei unterschiedlicher Behandlung der Rohware im Lager werden aktuell gemessen und verglichen. Die Nachhaltigkeitsbewertungen des TI für alle untersuchten Reduzierungsmaßnahmen sollen im Herbst 2022 vorliegen.
Eine vom TI durchgeführte Umfrage zu Lebensmittelabfällen und -verlusten in der Primärproduktion mit 460 Teilnehmenden, die meisten davon im Bereich Getreide, verspricht ebenso interessante Ergebnisse mit einem hohen Mehrwert für die Praxis wie die vom Dialogforum Primärproduktion betreute Masterarbeit „Reduzierung von Lebensmittelverlusten in den Getreidelagerstätten der Primärstufe“ (Arbeitstitel) der Georg-August-Universität Göttingen.
Um Lebensmittelverschwendung zu reduzieren, stellt das Dialogforum Primärproduktion Landwirt:innen zudem eine Liste mit Start-Ups zur Verfügung, die Lebensmittel abnehmen und überschüssige bzw. schwer verkaufsfähige Produkte sinnvoll verwerten. Über die Liste können sich Landwirt:innen mit Start-Ups in ihrer Region vernetzen, um so Lebensmittel auf kurzem Wege zu retten.
Maximilian Stork, Beratungsring Ackerbau Rheinhessen/Pfalz, berichtete aus seiner täglichen Praxis, dass vor allem eine nicht ordnungsgemäße Lagerung des Getreides zu Verlusten führt. Deshalb sind eine Belüftung und Getreidevorreinigung sowie eine Siebreinigung entscheidend. Wichtig ist auch, das Lager vor dem Befüllen zu reinigen und Restmengen zu vermarkten, um so Kapazitäten für die nächste Ernte zu schaffen. Auch müssen Schadstellen bekämpft und die eingelagerte Ware regelmäßig kontrolliert werden. Dass sie einwandfrei sein muss, versteht sich von selbst. Im Bereich der Vorernte sollte entsprechend der Vorgaben der Düngeverordnung gedüngt werden und Pflanzenschutz gezielt eingesetzt werden. Mitarbeiterschulungen, Kontrolle der Feuchtigkeit im Getreide, saubere Arbeitsgeräte und die richtige Einstellung des Mähdreschers sind essenziell, um Verluste zu minimieren.
Über die „Verschiebung auf den Getreidemärkten“ informierte Andreas Lieke, Geschäftsführer der Ländlichen Betriebsgründungs- und Beratungsgesellschaft (LBB) in seinem Impulsvortrag. Er skizzierte Wege wie Ökonomie und Ökologie geschickt vereint werden können, um Betriebe in den Bereichen Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit positiv weiterzuentwickeln. Sein Fazit: Landwirt:innen benötigen heute ein großes vielfältiges Wissen über Märkte, Marktentwicklungen, Anbauverfahren und vor allem über ihre eigenen Flächen.
Die abschließende Diskussion machte deutlich, dass heute die Weichen für den Erfolg von morgen gestellt werden müssen. Einigkeit herrschte darüber, dass eine erfolgreiche Bekämpfung der Lebensmittelverschwendung eine höhere Wertschätzung von Lebensmitteln voraussetzt, die durch verschiedene Maßnahmen erzielt werden kann. Hierzu zählen unter anderem: Eine verstärkte Verbraucheraufklärung, Ernährungsbildung in Schulen, mehr Transparenz in der Produktion und ein stärkerer Zusammenhalt der Stakeholder. - Runder Tisch Obst am 20. Mai 2022
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Einen Einblick in die Praxis gab Nikolaus Frhr. v. Mentzingen, der auf seinem Hof u.a. Spargel und Erdbeeren anbaut und über Straßenstände direkt vermarktet. Da Erdbeeren sehr empfindlich sind und bei großer Hitze schnell Druckstellen auftreten, dörrt er Erdbeeren in betriebseigenen Dörröfen und verkauft diese als Erdbeerchips. Nicht (mehr) vermarktungsfähige Erdbeeren können auf diese Weise haltbar gemacht und der menschlichen Ernährung zugeführt werden. Diese Erdbeerchips eignen sich beispielsweise für Desserts in der Gastronomie oder als Zutat im Müsli. Wie nicht vermarktungsfähiger Spargel weiter verwertet werden kann, beschäftigt ihn aktuell.
Der zweite Teil der Veranstaltung wurde mit einer kurzen Umfrage unter den Teilnehmenden eröffnet, bei der die Erfahrungen mit der steuerlichen Änderung für Lebensmittelspenden von Interesse waren. Ob und an wen die Teilnehmenden Lebensmittel spenden und ob sie sich mit dem 2021 aktualisierten Umsatzsteueranwendungserlass (mit steuerlichen Erleichterungen für Lebensmittelspenden) auskennen, wurde gefragt. Viele Teilnehmende spenden bereits an soziale Einrichtungen oder die Tafel. Der aktualisierte Umsatzsteueranwendungserlass war den meisten nicht bekannt.
Der Impulsvortag „Ein anderes Kaliber: Zweite-Wahl-Lebensmittel“ von Heike Zeller (aHeu) informierte über potenzielle Vermarktungswege und Kommunikationsmöglichkeiten zur Reduzierung von Lebensmittelverlusten. Dabei gab sie einen umfassenden Überblick über Startups, die Obst, Gemüse, aber auch andere Lebensmittel retten, haltbar machen und über Onlineshops vermarkten. Auch die Direktvermarktung via Hofladen wurde thematisiert. Wolfgang Hees, Landwirt und Mitglied des Ernährungsrats Freiburg, veranschaulichte im Interview, wie er rund 30 % Ausschuss-Möhren mit geringen Mängeln für zwei Zielgruppen vermarktet: Fingerfood Babymöhren (Möhren bis 70 g) und Gastromöhren (über 2 kg). Weitere Möglichkeiten bieten u.a. auch Direktvermarkter, die das Produkt für Caterer aufbereiten. - Runder Tisch Tierische Lebensmittel am 22. Juni 2022
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Im Rahmen des Dialogforums Primärproduktion fand am 22. Juni 2022 der dritte Durchgang des Runden Tischs Tierische Lebensmittel digital statt. Ziel der Veranstaltung war es, Interessierte über den aktuellen Stand und die Arbeit in diesem Dialogforum zu informieren und den Austausch mit den beteiligten Akteuren zu vertiefen.
Bei den Demonstrationsbetrieben im Bereich der Tierischen Lebensmittel steht die Erhöhung des Anteils vermarktbarer Milch und bei Fischen die Gesundheit des Tierbestandes im Fokus, um eine ressourcenschonendere Produktion von Lebensmitteln zu erreichen.
Anhand eines Beispiels wurde der Ablauf der Nachhaltigkeitsbewertung von einem Demonstrationsvorhaben durch das Thünen Institut vorgestellt. Zuerst wird der Status-Quo dokumentiert, dann wird die Maßnahme durchgeführt und das Post-Implementierungs-Szenario analysiert. Hierbei wird einerseits auf die Effektivität geschaut: Werden durch die Maßnahme Lebensmittelabfälle vermieden bzw. erfährt das (Neben-)Produkt eine höhere Wertschätzung? Andererseits wird die Ressourceneffizienz untersucht und die Maßnahme entlang der drei Nachhaltigkeitsdimensionen (ökonomisch, ökologisch, sozial) bewertet.
Aus der Sicht eines Demonstrationsbetriebes berichtete Mirko Graff, Milcherzeuger und Biogasanlagenbetreiber aus Simmerath, Nordrhein-Westfalen. Im Interview berichtete Herr Graff von seinen Erfahrungen im Projekt. Herr Graff konnte den Einsatz von Antibiotika bei seinen Milchkühen nach eigenen Angaben deutlich reduzieren und somit den Anteil an nicht vermarktbarer Milch vermindern. „Das eingesetzte Ergänzungsfuttermittel ist nicht günstig, aber das ist der Milchverlust auch nicht“ erwähnt Herr Graff „und grundsätzlich halte ich es für sehr gut, wenn man auf dem Betrieb keine Antibiotika einsetzt“.
Helma Ostermayer, selbstständige Moderatorin, Trainerin und Coach, gab einen fachlichen Exkurs zum Thema „Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für nachhaltige Unternehmensziele begeistern und mitnehmen“. Wichtige Punkte der Mitarbeiterführung sind nach dem 4Mat-System von B. McCarthy die Klärung der Fragen nach dem Warum, dem Zweck, dem Wie und dem Was-wäre-wenn. Um die Unternehmensziele zu erreichen, ist es das A und O durch transparente Kommunikation, Partizipation und Identifikation die Mitarbeitenden mitzunehmen. Außerdem sollten Widerstände aus dem Team beachtet und verstanden werden.
Aus der Praxis heraus ergänzte Annalina Behrens, Geschäftsführerin der Biohof Walkendorf GmbH und Teil der Geschäftsleitung des Erzeugerzusammenschluss Fürstenhof GmbH, die Ausführungen von Frau Ostermayer. Der Erzeugerzusammenschluss hat 270 Mitarbeitende und produziert als Hauptprodukt Bioeier. Ziel ist es, die Produktion von möglichst vielen Eiern Güteklasse A bei möglichst wenig Ausschuss, d.h. die Produktion von möglichst vielen für den menschlichen Verzehr geeigneten Eiern bzw. deren Weiterverwertung in der Lebensmittelherstellung. Frau Behrens berichtet, dass es wichtig ist, als Geschäftsleitung offen für die Mitarbeitenden zu sein und das Gespräch zu ermöglichen. „Es sollte keine Top-Down-Kommunikation geben, denn Mitarbeitende sind eine gute Quelle für Ideen, Verbesserungsvorschläge und Anregungen – sie sind schließlich am dichtesten am Prozess“, betont Frau Behrens.
Zusammenfassung über die Arbeit des Dialogforums Primärproduktion am 18.11.2021
Einmal jährlich findet eine öffentliche Veranstaltung für den Bereich Primärproduktion statt. Verbraucherverbände, Politik, Zivilgesellschaft sowie Branchenvertreter:innen, die an dem Thema interessiert sind, können sich über die Arbeit des Dialogforums Primärproduktion informieren und teilnehmen. Am 18.11.2021 fand die erste Veranstaltung des Dialogforums Primärproduktion statt. Eine Zusammenfassung der Dialogforen Primärproduktion und Verarbeitung finden Sie hier.
Haben Sie Interesse an den Tagungsunterlagen? Dann schreiben Sie eine E-Mail an FachzentrumLM@DLG.org.
Stand: 11.01.2022
Zweiter Durchlauf der Runden Tische
Im August und September fand der zweite Durchlauf der Runden Tische des Dialogforums Primärproduktion statt. Lesen Sie hier nach, was an den Terminen diskutiert wurde.
Stand: 06.12.2021
- Runder Tisch „Tierische Lebensmittel“ am 24. August 2021
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Den Auftakt für den zweiten Durchlauf der Runden Tische in der Primärproduktion machten am 24. August 2021 Vertreter:innen für „Tierische Lebensmittel“. Betriebsleiter:innen diskutierten gemeinsam mit Vertreter:innen aus Verbänden sowie Lehre und Forschung den Status quo zu Lebensmittelverlusten und -abfällen für die Produktgruppen Eier, Milch und Fisch. Im Bereich Eier hielten die Beteiligten fest, dass es durch Verschmutzungen (Kot und Dreck vor allem in der Freilandhaltung) dazu kommen kann, dass Eier nicht vermarktet werden können. Weiterhin kommt es zu marginalen Verlusten durch Schalenfehler oder am Sortierband. Im Eierbereich sind die Betriebe aber bereits so gut aufgestellt, dass eine weitere Reduzierung in der Produktion nur mit sehr hohem Aufwand möglich wäre. Ein viel größeres Problem besteht durch die saisonalen Schwankungen im Absatzmarkt (hoher Konsum zu Ostern und Weihnachten). Im Bereich Milch gibt es kaum technische Ansatzpunkte für Reduzierungsmaßnahmen. Unter anderem aufgrund des ökonomischen Drucks arbeiten die Milcherzeuger:innen bereits sehr effizient und lassen Verluste im Bereich Lebensmittel kaum zu. Das Gremium empfiehlt, dass Landwirt:innen weiterhin die Produktionstechnik verbessern (insbesondere Tiergesundheit und Tierwohl) als Prävention von Verlusten bei Milch. Im Bereich Fisch gibt es in der heimischen Aquakultur, der Muschelerzeugung und Fischerei kaum Ansatzpunkte. (Anmerkung: Die Verarbeitung von Fischen auf Fabrik- und Gefrierschiffen wird im Dialogforum Verarbeitung betrachtet). Durch die Fischöl- und Fischmehlproduktion werden entsprechende Nebenprodukte bereits nahezu vollständig verwendet.
Im Frühjahr 2022 findet der nächste Runde Tisch statt. - Runder Tisch „Obst“ am 2. September 2021
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Zehn Spezialist:innen aus Praxis, Wissenschaft/Forschung, Beratung und Verbänden kamen am 2. September 2021 digital zusammen, um sich am Runden Tisch über weitere Möglichkeiten zur Reduzierung der Lebensmittelabfälle im Bereich Obst auszutauschen.
Wesentliches Thema war im Bereich des Plantagenanbaus der geschützte Anbau, der die Haltbarkeit des Obstes erhöhen kann. Auch Fragen einer optimierten Lagerung wurden behandelt. Ein besonderes Augenmerk wurde auf die Schnittstelle zum Handel gerichtet: Muss Obst immer perfekt aussehen? Wie kann das schwankende Angebot der Produzent:innen, das selbstredend witterungsabhängig ist, besser an den langfristig geplanten Bedarf des Handels angepasst werden? Könnten hier digitale Plattformen von Startups mit einem schnellen Weitervertrieb gerade von empfindlichen Beerenfrüchten eine Lösung darstellen? Können KI-basierte Systeme helfen, um Prognosemodelle für die Anpassung der Produktion an den Bedarf zu entwickeln?
Auch der Bereich Streuobst, der weniger wirtschaftlich ist, wurde diskutiert: Hier sahen die Fachleute vor allem die Herausforderungen, dass die Entlohnung deutlich zu gering ist und viele Streuobstwiesen daher durch Ehrenamtliche betreut werden. Des Weiteren wurden die Zielkonflikte Artenschutz, Biodiversität und Kulturlandschaft angesprochen, wodurch der Ertrag nicht an erster Stelle steht. Der Anbau erfolgt damit nicht mit der vorrangigen Idee der Ernte, sondern um die Biodiversität und den Artenschutz zu erhalten und zu stärken. Als konkrete Reduzierungsmaßnahme wurde beispielsweise die Ernteaktion „Gelbes Band“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) genannt, bei der von entsprechend gekennzeichneten Bäumen das Obst von Vorbeikommenden geerntet werden darf.
Das Thünen-Institut informierte die Teilnehmenden über eine geplante Online-Umfrage zur Erfassung der Lebensmittelverluste in der Primärproduktion und die DLG stellte das Vorhaben der Einrichtung von Demonstrationsbetrieben vor.
Im Frühjahr 2022 findet der nächste Runde Tisch statt. - Runder Tisch „Gemüse“ am 31. August 2021
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Dreizehn Expert:innen aus Praxis, Beratung, Wissenschaft/Forschung und Verbänden diskutierten zusammen mit den Projektkoordinator:innen der DLG und des Thünen-Instituts den Status quo, um daraus Perspektiven für Handlungsfelder abzuleiten.
Als einen möglichen Ansatzpunkt, der bereits erfolgreich praktiziert und noch weiter ausgebaut werden sollte, wurden „Vermittlungsplattformen“, die meist durch Start-Ups betrieben werden, identifiziert. Dabei können Landwirt:innen ihre Überschüsse digital der Plattform melden, die dann eine:n Abnehmer:in sucht, um die Ware kurzfristig zu übernehmen. Gerade auch für „nicht perfektes Gemüse“ ein möglicher Weg. Neben Schnittstellenthemen, die die Zusammenarbeit mit dem Handel betreffen, wurde auch auf den nicht zu beeinflussenden Wetteraspekt hingewiesen. Dieser stellt für die landwirtschaftliche Produktion immer eine Herausforderung dar und beeinflusst auch das Kaufverhalten der Konsument:innen. Bei sommerlichen Temperaturen werden andere Gemüsesorten bevorzugt gekauft, als bei kälteren: besonders bei Salat ein Problem, wenn die Grillsaison schlechtem Wetter zum Opfer fällt und der Salat aus diesem Grund weniger oder gar nicht gehandelt wird. Auch eine bessere Vermarktung von Gemüse wie Möhren, Kohlrabi, Radieschen ohne Blätter wurde diskutiert. Dies hat Vorteile: z. B. hinsichtlich der Haltbarkeit.
Im Frühjahr 2022 wird sich das Expertengremium erneut treffen. - Runder Tisch „Getreide“ am 9. September 2021
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Beim zweiten Runden Tisch „Getreide“ diskutierten elf Expert:innen aus den Bereichen Drusch- und Ölfrüchte sowie Zuckerrübe. Die Spezialist:innen aus der Forschung, Praxis, Beratung und Verbänden wiesen darauf hin, dass die Verluste aufgrund der gut organisierten Logistik im Bereich Getreide prozentual eher als gering einzustufen sind. Mögliche Verlustquellen sind insbesondere im Transport und bei der Lagerung zu finden, wobei der Lagerung mehr Bedeutung beigemessen wird. Dennoch werden auch die durch den Befall tierischer Schädlinge (Insekten und Nager) entstehenden Verluste als sehr gering bewertet. Ein weiterer Punkt ist die menschliche Komponente, so kann es beispielsweise zu Verlusten durch fehlerhaftes Be- und Entladen oder Wiegen kommen. Angesprochen wird auch, dass eine Verbesserung der Datenlage durch vermehrtes Wiegen erreicht werden kann. Die Lagerhaltung in Deutschland ist zudem sehr heterogen und unter den Teilnehmenden besteht Einvernehmen darüber, dass das Thema Lagerung stärker in den Fokus der Praxis rücken sollte und damit auch der Schutz der Ernte vor Schadorganismen.
Das Expertengremium kommt im Frühjahr 2022 zum dritten Runden Tisch zusammen.
Künstliche Intelligenz – Ansätze zur Reduzierung von Lebensmittelabfällen und -verlusten
Zu einem ersten übergreifenden digitalen Workshop luden die drei Dialogforen Primärproduktion, Verarbeitung sowie Groß- und Einzelhandel ein, um mögliche Reduzierungspotenziale an den Schnittstellen zwischen diesen drei Sektoren zu beleuchten. Kernthemen waren die Anwendung von Künstlicher Intelligenz (KI) und die Fragen: Können KI-Systeme dazu beitragen, Lebensmittelabfälle an den Schnittstellen zu reduzieren und wenn ja, wie?
Die über 70 Teilnehmenden waren bunt gemischt und stammten aus den Bereichen Landwirtschaft, Handwerk & Industrie, Maschinenbau, Handel, Consulting, Softwareentwicklung, Öffentliche Stellen, Verbände sowie Forschung & Lehre.
Zu den präsentierenden Akteur:innen gehörte REIF (Resource-efficient, Economic and Intelligent Foodchain). REIF hat das Ziel, Verschwendung in der Lebensmittelindustrie durch KI zu verringern. Aus dem Teilprojekt mit den Firmen tegut (Lebensmittelhandel), Hochland (einer der führenden Käsehersteller) und dem KI-Dienstleister Spicetech wurde anschaulich berichtet. Anhand dieser Beispiele wurde deutlich, dass unternehmensübergreifendes KI-Lernen möglich ist.
Die selbstlernende Plattform RELEX zeigt, wie spezialisierte KI-Ansätze entlang der gesamten Lieferkette auf einer einzigen sich selbst optimierenden Plattform wirken können. Besonders wichtig: Die möglichst komplette Integration der Methoden, beispielsweise die Modellierung von Verbraucherverhalten für eine Absatzprognose sowie des Verderbs frischer Produkte, die in Algorithmen zur Optimierung von Bestellungen und Lagerbeständen einfließen.
„Nachhaltigkeit und Profitabilität in Einklang bringen – Digitalisierung als Chance“ war das Credo des Impulses der weltweiten Plattform BlueYonder. Ein Blick auf in Tschechien und UK durchgeführte Projekte mit der Handelskette Globus bzw. Morrisons bot praktische Einblicke hinsichtlich des Ziels, die eigenen Abläufe transparent darzustellen.
In der Präsentation von thinktory, einem Spezialisten für IT-gestützte Prognosesysteme wurden Voraussetzungen und Risiken des KI-Einsatzes in der Lebensmittelwirtschaft thematisiert. In einem dargestellten Beispiel wurden Retouren, Überproduktion und Fehlbestellungen für eine zu optimierende Planung herangezogen.
Im Anschluss an die Impulse entwickelte sich ein lebhafter Austausch der Teilnehmer:innen. Unter anderem wurden Fragen der Standardisierung, der nötigen Anschlussfähigkeiten bei Plattformlösungen, der Akzeptanz und Bereitschaft des Mittelstandes zu logistischen Aspekten der Rohstofftransportwege und nicht zuletzt der Verbraucherbildung erörtert.
Grundsätzlich zeigte sich,
- dass es äußerst sinnvoll ist, die gesamte Kette der Lebensmittelversorgung zu betrachten, damit Effizienzpotenziale künftig noch besser ausgeschöpft werden können;
- dass KI-basierte Lösungen aus technischer Sicht grundsätzlich gut umsetzbar sind;
- dass Hindernisse vor allem auftreten, wenn Führungskräfte und Mitarbeitende über zu wenig Informationen und Erfahrungen mit KI-basierten Systemen verfügen;
- dass das notwendige Vertrauen der Beteiligten untereinander z. B. durch Testen und Pilotprojekte für die gemeinsame Nutzung von KI-Ansätzen geschaffen werden kann und
dass konkrete aktuelle Projekte die Möglichkeit der Reduzierung von Lebensmittelabfällen durch eine sektorübergreifende Zusammenarbeit auch schon belegenDie Koordinatoren der Dialogforen Primärproduktion und Verarbeitung (DLG) sowie Groß- und Einzelhandel (CSCP) stehen in diesem Sinne gerne für anschließende Vernetzungsaktivitäten zur Verfügung.
Stand, 22. Oktober 2021
Erster Runder Tisch „Obst“ am 20. Mai 2021
Kernobst ist relativ gut lagerfähig, was viele Vorteile mit sich bringt. Dennoch entstehen auch bei Äpfeln, Birnen & Co Lebensmittelabfälle, die es weiter zu reduzieren gilt, so die Expert:innen des ersten Runden Tisches Obst. Rund 15 Spezialist:innen aus Praxis, Wissenschaft und Forschung, Beratung sowie Verbänden diskutierten mögliche Ansatzpunkte. In geschulten Erntekräften, die achtsam mit den Produkten umgehen und in einer optimierten Lagerhaltung bzw. -technik, die auch für Stein- und Beerenobst gilt, wurden mögliche Handlungsfelder identifiziert. Besondere Bedeutung kommt vor allem den Schnittstellen zum Einzelhandel bzw. zu Verbraucher:innen zu. Denn europäische Vermarktungsnormen sowie Qualitätsstandards des Einzelhandels in Verbindung mit den aktuellen Ansprüchen der Endverbrauchenden führen häufig dazu, dass verkehrsfähiges Obst von einwandfreier Qualität wegen ästhetischer Ansprüche hinsichtlich Form, Größe oder Farbe weggeworfen wird. Hier wird ein enormes Einsparpotenzial gesehen, um die Abfälle im Obstbereich deutlich zu reduzieren. Auch Verwertungsalternativen, die finanziell attraktiver als das Versaften sind, bisher aber noch nicht durchgängig Eingang in die Praxis gefunden haben, sollen ins Visier genommen werden.
Stand: 20.05.2021
Erster Runder Tisch „Gemüse“ am 10. Mai 2021
Wo lassen sich relevante Verluste im Gemüseanbau identifizieren? Knapp 25 Expert:innen aus Praxis, Beratung, Wissenschaft/Forschung und Verbänden diskutierten zusammen mit den Projektkoordinatoren DLG und Thünen-Institut den Status quo, um daraus Perspektiven möglicher Handlungsfelder abzuleiten.
Im Bereich der lagerfähigen Gemüsesorten, wozu in diesem Projekt auch die Kartoffel (Hackfrucht) zählt, lassen sich nach Einschätzung der Expert:innen künftig Lebensmittelabfälle durch noch schonendere Ernte- und Aufbereitungsverfahren reduzieren. Auch in der weiteren Optimierung der Lagerbedingungen (Temperatur, Luftfeuchte) wird ein möglicher Ansatzpunkt gesehen. Ferner werden u.a. termingebundene Ernten, der Ernteprozess, die Weitervermarktung von Übermengen sowie die vom Lebensmitteleinzelhandel geforderten Qualitätsstandards (privatrechtliche Normen bzw. Handelsklassen) von den Expert:innen kritisch analysiert.
Stand: 10.05.2021
Erster Runder Tisch „Getreide“ am 4. Mai 2021
Beim ersten Runden Tisch Getreide diskutierten 15 Expert:innen aus den Bereichen Druschfrüchte (z. B. Gerste, Weizen, Roggen) und Ölfrüchte (Ernteprodukte von Ölpflanzen wie z. B. Rapskörner, Leinsamen) sowie Zuckerrübe. Die Spezialist:innen aus Forschung, Praxis, Beratung und Verbänden wiesen darauf hin, dass sich die Nachernteverluste bei Druschfrüchten auf einem relativ geringen Niveau bewegen. Allerdings können diese von Jahr zu Jahr zum Teil erheblichen Schwankungen unterliegen, so dass sich durchaus Handlungsfelder für eine weitere Verlustvermeidung ergeben. Schädlings- oder Krankheitsbefall aber auch eine falsche Lagerung führen zu Verderb durch Fäulnis oder zu Frischmasseverlusten durch Atmung und Verdunstung. Verbesserte Lagerbedingungen sind deshalb nach Meinung der Teilnehmenden ein entscheidender Ansatzpunkt bei der künftigen weiteren Verringerung von Ernteverlusten. Auch im Bereich Ausbildung und Schulung der landwirtschaftlichen Mitarbeiter:innen wird ein möglicher Hebel gesehen.
Dank moderner Erntetechnik und einem hohen Vernetzungsgrad zwischen Zuckerrübenanbau und Zuckerfabrik sind die Ernteverluste bei der Zuckerrübe bereits heute auf ein Minimum reduziert. Auf weiteren Optimierungsmöglichkeiten wird in diesem Segment deshalb nicht der Fokus liegen.
Stand: 04.05.2021
Erster Runder Tisch „Tierische Lebensmittel“ am 28. April 2021
Konstruktive Diskussionen prägten den ersten branchenspezifischen Runden Tisch „Tierische Lebensmittel“, der Ende April im Rahmen des Dialogforums Primärproduktion stattfand. Auf der von DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft) und Thünen-Institut organisierten Auftaktveranstaltung tauschten sich Vertreter:innen aus Landwirtschaft, Wissenschaft, Beratung und Verbänden auf Augenhöhe darüber aus, wo Ansätze zu einer weiteren Reduzierung von Lebensmittelabfällen im Nutztierbereich auszumachen sind. Die Expert:innen sehen vor allem in einer fortlaufenden Optimierung des Tiergesundheitsmanagements über alle Tierarten hinweg einen wichtigen Ansatzpunkt, um die Produktion von tierischen Lebensmitteln weiter zu verbessern. Tierwohl, Tiergesundheit und Lebensmittelsicherheit müssen ganzheitlich gesehen werden. Denn nur gesunde Tiere liefern gesunde und sichere Lebensmittel, die mit Genuss verzehrt werden können.
Stand: 28.04.2021
Weitere Runde Tische
Im Rahmen des Dialogforums Primärproduktion führen DLG und Thünen-Institut einen weiteren Durchlauf der Runden Tische für folgende Warengruppen bzw. Branchen durch:
- Tierische Lebensmittel
- Getreide
- Gemüse
- Obst