Nationale Strategie
Lebensmittelverschwendung lässt sich nur unter Beteiligung aller Akteur:innen effektiv bekämpfen. In vier Handlungsfeldern – der Politik, der Wirtschaft, der Gesellschaft und durch Forschung und Digitalisierung – soll die Lebensmittelversorgungskette so gestaltet werden, dass Abfälle gar nicht erst entstehen.
Handlungsfeld 1 – Politischer Rahmen
Im ersten Handlungsfeld steht die Struktur des Prozesses durch die Bildung verschiedener Gremien im Vordergrund, die die zukünftige Zusammenarbeit sichern sollen. Jedem Gremium kommen unterschiedliche Aufgaben zu. Das Bund-Länder-Gremium fungiert als ressort- und länderübergreifendes Steuerungsinstrument. Es ist für die Evaluierung des Umsetzungsprozesses verantwortlich und setzt, wenn nötig, neue Schwerpunkte. Außerdem überprüft es die gesetzlichen Rahmenbedingungen – beispielsweise in Bezug auf Hürden bei der Weitergabe von Lebensmitteln. Die Arbeitsgruppe AG Indikator SDG 12.3 koordiniert die Berichterstattung über in Deutschland anfallende Lebensmittelabfälle im Rahmen der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie, der Agenda 2030 der Vereinten Nationen und der Abfallrahmenrichtlinie der Europäische Union. Mitglieder der Arbeitsgruppe sind Vertreter:innen aus BMEL, Thünen-Institut, Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz, Umweltbundesamt und Statistischem Bundesamt. Um die Akteure entlang der gesamten Kette über Sektorgrenzen hinweg zu vernetzen und den Austausch zu fördern, wird ein Nationales Dialogforum für alle Interessengruppen eingerichtet. Vertreter:innen aus Unternehmen und zivilgesellschaftlichen Organisationen arbeiten in den fünf sektorspezifischen Dialogforen Primärproduktion, Verarbeitung, Groß- und Einzelhandel, Außer-Haus-Verpflegung und Private Haushalte zusammen. Dort werden konkrete Maßnahmen erarbeitet, Zielmarken definiert und Formate zur Umsetzungs- und Erfolgskontrolle vereinbart.
Handlungsfeld 2 – Prozessoptimierung in der Wirtschaft
Eine verantwortungsvolle Unternehmensführung sowie ein nachhaltiger Ressourceneinsatz in Produktion und Handel sind wesentlich, wenn es darum geht, Lebensmittelabfälle entlang der gesamten Lebensmittelversorgungskette zu reduzieren. In der Nationalen Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung wurden daher Maßnahmen für Unternehmen definiert, die diese eigenverantwortlich umsetzen. Ein Beispiel: Marketing und Werbeaussagen sollen hinsichtlich der Wertschätzung von Lebensmitteln und einer damit verbundenen Verschwendung überprüft sowie Innovationen zur Reduzierung der Abfallmengen gefördert werden.
Handlungsfeld 3 – Verhaltensänderung bei allen Akteur:innen
Grundvoraussetzung für das Erreichen der Zielvereinbarung ist eine wertschätzende Haltung gegenüber Lebensmitteln entlang der gesamten Lebensmittelversorgungskette. Damit eine Verhaltensänderung überhaupt eintreten kann, ist eine erfolgreiche Informations- und Kommunikationsarbeit gegenüber allen Zielgruppen das A und O. Das dritte Handlungsfeld umfasst daher:
- die verstärkte Einbindung von Sozialen Medien in die Kommunikation von Zu gut für die Tonne! – Bestandteil der Nationalen Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung.
- die Qualifizierung von Lehrkräften,
- die Entwicklung von Informations- und Lehrmaterialien zur Sensibilisierung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen
- sowie die zusätzliche Schulung von Mitarbeiter:innen in Unternehmen.
Handlungsfeld 4 – Potenziale durch Forschung und Digitalisierung
Ob intelligente Verpackung, Systeme zur Erstellung von Nachfrageprognosen oder Messsysteme zur Erfassung von Lebensmitteabfällen – digitale Lösungen bieten vielfältige Möglichkeiten, um Lebensmittelabfälle weiter zu reduzieren. Im vierten Handlungsfeld werden daher digitale Lösungen hinsichtlich ihres Nutzens innerhalb der Lebensmittelversorgungskette untersucht. Auch die Förderung innovativer Ideen und Forschungsaktivitäten durch das Innovationsprogramm des BMEL ist vorgesehen.