Lebensmittelverschwendung in Deutschland
Entlang der gesamten Lebensmittelversorgungskette vom Anbau bis zu unseren Tellern gehen weltweit etwa ein Drittel der Lebensmittel verloren, die für die menschliche Ernährung produziert werden. Das sind nach Schätzungen der Welternährungsorganisation jedes Jahr 1,3 Milliarden Tonnen.
In Deutschland werden circa elf Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen, wie aktuelle Zahlen für das Jahr 2020 des Statistischen Bundesamts zur Erfüllung der Berichtspflicht gegenüber der EU-Kommission zeigen. Durch die regelmäßige Erfassung von Lebensmittelabfalldaten können Entwicklungen abgebildet werden. Die Bundesregierung erfüllt damit auch internationale, europäische und nationale Berichtspflichten, zum Beispiel im Rahmen der Agenda 2030 und der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie.
Was wollen wir erreichen? – Unsere Ziele
Mehr Wertschätzung, weniger Verschwendung: Mit Zu gut für die Tonne! setzt sich das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) dafür ein, Verbraucher:innen sowie Verantwortliche entlang der gesamten Lebensmittelversorgungskette für einen nachhaltigen Umgang mit Lebensmitteln zu sensibilisieren und deren Verschwendung zu reduzieren.
Wer über die Herstellung, den Ressourceneinsatz, die in den Lebensmitteln steckende Arbeit sowie die Folgen der Lebensmittelverschwendung informiert ist, erkennt eher den Wert der Lebensmittel und geht nachhaltiger mit ihnen um.
Mit einem großen Angebot an Informations-, Bildungs- und Werbematerialien sowie Tipps zur richtigen Aufbewahrung von Lebensmitteln, Rezepten und Tutorials zur Resteverwertung, Veranstaltungen, wie der bundesweiten Aktionswoche - und vielem mehr, schafft Zu gut für die Tonne! Aufmerksamkeit für das Thema Lebensmittelwertschätzung und zeigt, wie sich im Alltag Lebensmittelabfälle reduzieren lassen.
Ziel ist es, langfristig unser Verhalten im Alltag zu verändern: bedarfsgerecht Einkaufen und Zubereiten, richtig Lagern sowie unsere Lebensmittel restlos Verwerten.
Lebensmittelabfälle: Wo und warum?
Lebensmittel landen in der Tonne, wenn wir zu viel einkaufen, Produkte falsch lagern oder die Reste nicht verwerten. Das hat weitreichende Folgen für uns und unsere Umwelt. Lebensmittel sind für viele von uns immer und überall verfügbar. Oft ist Konsument:innen nicht bewusst, woher Produkte kommen und wie viel Arbeit und Ressourcen in ihnen stecken. Das Resultat: Wir verlieren den Bezug zu unseren Lebensmitteln und schätzen sie weniger wert.
Insgesamt landen allein in privaten Haushalten jährlich ca. 6,6 Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll – das sind 60% des gesamten Lebensmittelabfalls. Hierbei machen weggeworfenes Obst und Gemüse über ein Drittel der Verschwendung aus, am zweithäufigsten landen zubereitete Speisen im Müll, gefolgt von Brot und Backwaren. Insgesamt wirft somit im Schnitt jede:r von uns pro Jahr ungefähr 79 Kilogramm Lebensmittel weg, darin sind allerdings auch Unvermeidbares wie z. B. Schalen, Blätter und Kaffeesatz enthalten.
Von der Ernte in der Landwirtschaft über das industrielle oder handwerkliche Verarbeiten der Lebensmittel bis hin zum Handel und der Außer-Haus-Verpflegung – überall entstehen Lebensmittelabfälle. Die möglichen Ursachen hierfür sind in der Nationalen Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung dargestellt. Mit dieser verpflichtet sich Deutschland, die Lebensmittelabfälle auf Einzelhandels- und Verbraucherebene bis 2030 zu halbieren und entlang der Produktions- und Lieferkette zu reduzieren. Weitere Informationen geben die einzelnen Handlungsfelder.
Detaillierte Untersuchungen über die Art und Zusammensetzung von Lebensmittelabfällen, mögliche Ursachen und Entstehungsorte finden Sie hier.
Lebensmittel retten, Klima schützen
Wer Lebensmittel herstellt, benötigt unterschiedliche Ressourcen. Wenn Äpfel, Brot oder Käse im Abfall landen, verschwenden wir damit auch die verwendeten Ressourcen: Wertvoller Ackerboden, Wasser und Dünger, Energie für Ernte, Verarbeitung und Transport. Diese Verschwendung bezahlen wir sogar doppelt, da wir auch bei der Entsorgung Energie verbrauchen. Ein Ziel der nationalen Strategie ist es deshalb, die Lebensmittelversorgungskette so zu gestalten, dass Lebensmittelabfälle gar nicht erst entstehen. Lebensmittelabfälle, die sich nicht vermeiden lassen, wie Knochen oder nicht essbare Anteile von Obst und Gemüse, sollten daher möglichst sinnvoll weiterverwertet werden – etwa als Kompost, Tierfutter oder zur Energieerzeugung in Biogasanlagen.
Bei der Produktion von Lebensmitteln werden außerdem Treibhausgase wie CO2 freigesetzt – völlig umsonst, wenn die Lebensmittel dann weggeworfen werden. Laut FAO gehen etwa ein Drittel der produzierten Lebensmittel weltweit verloren oder landen in der Tonne. Die dadurch global verursachten Treibhausgasemissionen (THG) pro Jahr werden auf 4,4 Gigatonnen beziffert. Wenn Lebensmittelabfälle ein Land wären, wären sie damit der drittgrößte Verursacher von THG weltweit.
Ethische und wirtschaftliche Folgen
Während wir Lebensmittel sogar in Originalverpackung wegwerfen, hungern weltweit zwischen 720 und 811 Millionen Menschen. Natürlich wird keiner von ihnen unmittelbar satt, indem wir zu Hause den eigenen Lebensmitteln mehr Achtsamkeit entgegenbringen und den gekochten Reis weiterverwerten, statt ihn wegzuwerfen. Dennoch: In Anbetracht des Hungers in der Welt sind wir verpflichtet, sorgsam mit unseren Lebensmitteln umzugehen. Unsere Lebensmittelverschwendung trägt zur Verknappung von verfügbarer Anbaufläche bei – auch in den Ländern, wo Hunger herrscht – und fördert damit eine Steigerung der Preise für Lebensmittel.
Was können wir dagegen tun?
In unserer Rubrik Tipps für Zuhause erfahren Sie, wie Sie durch gute Planung und Lagerung die Lebensmittelverschwendung in Ihrem Haushalt reduzieren können. Unter Haltbar machen und Reste verwerten zeigen wir Ihnen kreative Wege, Lebensmittel zu verwenden statt zu verschwenden.
Lebensmittelverschwendung in Europa
In der gesamten Europäischen Union (EU) entstehen jährlich insgesamt etwa 88 Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle. Davon entfallen 70% auf private Haushalte, Lebensmitteldienstleistungen sowie den Einzelhandel und 30% auf die Produktion sowie den Verarbeitungssektor. Die EU und die EU-Länder streben die Reduzierung von Lebensmittelverlusten an und haben sich den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen verpflichtet. Wegweisend ist das SDG 12.3 mit dem klaren Vorsatz: Bis 2030 die Lebensmittelabfälle auf Handels- und Verbraucherebene zu halbieren.
Innerhalb der Mitgliedsstaaten sowie auf EU-Ebene gibt es innovative Ansätze und Projekte, um die Lebensmittelverschwendung einzudämmen. Die EU-Plattform für Lebensmittelverluste und Lebensmittelverschwendung bietet die Möglichkeit, Erfahrungen und Wissen aus den Mitgliedsstaaten auszutauschen sowie Werkzeuge zu erarbeiten, um die Lebensmittelabfälle zu verringern.